Dienstag, 31. Dezember 2013

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, Zeit mal zurückzublicken: Was "ging" dieses Jahr? Was waren die Highlights? Hat sich das Equipment oft genug aus dem Haus gewagt?

Ich fand das Jahr überdurchschnittlich reichhaltig, sowohl was Ereignisse angeht, als auch was die nutzbaren Nächte anging. Allerdings war der Jahresanfang mehr schlecht als recht, erst gegen Frühjahr startete eine Periode guten Wetters und insbesondere der Sommer hatte mal 8 Wochen Himmel am Stück zu bieten. Aber auch danach gab es pünktlich zu Neumond fast immer mehr als nur eine Nacht die man unterm Sternenhimmel verbringen konnte.

Kommen wir erstmal zu den schnöden Zahlen:

Wieviele Nächte war ich (länger, siehe unten) mit diversen Optiken am Nachthimmel unterwegs: 27 Nächte -> 98 Stunden

Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Beobachtungsnacht mit etwas mehr als 3,5h. Das täuscht allerdings, denn es gibt bei mir eine starke Unterscheidung, entweder die Nacht dauerte merklich mehr als 4 Stunden oder merklich weniger als 2, so dass die durchschnittliche Länge eigentlich gar nicht vorkam. Noch ein paar Zahlen:

Längste Nacht: 8 Stunden (09. auf 10. August beim Hunsrücker Teleskop Treffen)

Beste Nacht: fst 6m2 (29. September und 01. August)

Der Himmel zeigte sich zwar oft frei aber nicht nur subjektiv sondern auch objektiv waren die Nächte qualitativ eher unterdurchschnittlich, viel zu viele Nächte lagen 2013 unterhalb von einer Grenzgröße von 6m.

Explizit nicht in der "Statistik" sind Abende, an denen ich entweder unter einer Stunde zu Gange war (mal für 20min auf den nächsten Berg für einen Kometen oder ein kurzer Test des Fernglases ect.) oder solche die vom heimischen Balkon aus begangen wurden (egal wie lange) - das waren nochmal zusätzliche 9 Gelegenheiten.

Was bleibt für mich persönlich an Highlights des Jahres? Ich versuche es mal chronologisch aufzulisten, vorab aber: Vor allem waren es natürlich die schönen Augenblicke am Okular mit meinen geschätzten Mitbeoabchtern - ein paar herausstechende Dinge gab es aber schon:

Februar: Der gigantische Meteor über Russland... das war schon was, so schlimm für die Menschen vor Ort (zum Glück gab es ja "nur" Verletzte), so spannend war es doch ein solches Jahrhundertereignis fast live verfolgen zu können.

März: Das Warten auf den Kometen C/2011 L4 Panstarrs war nervenaufreibend, vier Mal war ich umsonst draussen, teils bei unangenehmen Temperaturen bis ich ihn dann endlich Anfang April in der Nähe von M31 endlich beobachten (und sogar fotografieren) konnte.

Die Barndoor die ich Weihnachten 2012 bekam hat mir dieses Jahr gute Dienste geleistet und auch wenn noch nicht alles optimiert ist gab es schon eine paar ansprechende Bildchen in Sachen Widefield, ansonsten war wie eigentlich immer hohe Fluktuation in meiner Ausrüstung, das Heritage würde ich jetzt mal rückbklickend als "Kauf des Jahres" bezeichnen Laugh

August: Da war doch was... Genau! Die Nova Delphini, die innerhalb weniger Tage auf fast 4m Helligkeit stieg, das hat mich doch einige Tage wirklich beschäftigt und fast am Stück zumindest mal mit dem Fernglas vor die Tür getrieben. Das eigentliche Highlight des Monats (und eigentlich auch des Jahres) war das Hunsrücker Teleskop Treffen, der Himmel war für die dortigen Verhältnisse zwar unterdurchschnittlich, aber die Leute umso netter und es herrschte einfach eine sehr angenehme Atmosphäre. Für den Kracher des Jahres sorgte ein Kappa-Cygnide mit hoher (!) negativer Magnitude, der es dann sogar am Ende noch in die Interstellarum geschafft hat Drool

Oktober: Es wäre etwas zu viel, das als Highlight zu bezeichnen, aber lange war ich nicht mehr richtig südlich in Europa und der interessante Vorgeschmack auf den Südhimmel vom 38. Breitengrad will wenigstens erwähnt sein.

November: Der Monat stand natürlich im Zeichen der Kometen ISON und Lovejoy. Dass ISON so grandios floppte... seis drum, der Abend des Perihels wird mir trotzdem in Erinnerung bleiben, selten hatte man das Gefühl in den astronomischen Netzwerken so gebannt gleichzeitig und live dabei zu sein - Mondlandung für Arme Flapper - Lovejoy war somit aber der spannendere mit dem eigenen Auge und fertig hat der ja auch noch nicht Wink

Zum Ende noch ein paar Fotos/Stimmungsaufnahmen/Zeichnungen des nun fast vergangenen Jahres - auf dass das nächste nur noch besser wird















Sonntag, 8. Dezember 2013

Die Stunde der Wahrheit - Hypatia im Interferometer

Wie fange ich diesen Bericht an...

WICHTIGES UPDATE (gleich vorweg):

Horia wird sich des Spiegels annehmen und ihn neu parabolisieren!

Am besten von vorne. Im Jahre 2009 bekam ich meinen Galaxy 12" f/5 aus zweiter Hand. Er sollte mir den Sprung von meinem bisherigen 8" f/6 ermöglichen und tat es auch. Aussagen des Vorbesitzers liessen auf einen guten Spiegel hoffen: Vom Meister handselektiert! Okay. Ich bekam den Spiegel fing an zu beobachten. Toll! Der Sprung von 8" zeigte sich in fast jeder Disziplin. Mein Metier ist der Deepsky, hier brachten mich die 12" ernsthaft weiter, schwache Galaxien waren zu sehen die mir sonst verwehrt blieben, Objekte ich schon gut kannte zeigten mehr Details - wunderbar. 


Aber mir fehlte am Planeten mitunter schon mal die Knackigkeit - Egal, das ist das Seeing, das ist die Justage (Wechsel von f/6 auf f/5) und Planeten gucke ich ja ohnehin nicht so häufig. In den ersten Wochen konnte ich sogar zwei Mitbeobachter animieren mit dem Ronchi Okular auf den Spiegel schauen, okay das Seeing war nicht prädestiniert für solch einen Test, aber eklatante Fehler zeigten sich meiner Erinnerung nach nicht. Die altbekannte Streulichtproblematik mit dem versauten Spiegel war von Anfang an vorhanden. Zu Beginn lies ich mich davon aber wenig beeindrucken, zu sichtbar war einfach der Unterschied in Helligkeit und Details im Vergleich zum 8"er - eine Socke wurde mir jahrelang angeraten, damit der Kontrast endlich mal aus dem Keller kommt!

Ein großes Problem habe ich: Um mich herum stehen meist erstklassige Selbstschliff Spiegel von Horia, Ingo, Roland Hermann (und zuletzt noch der 12"er von Christian Busch) - dass sich hier Unterschiede in der Abbildungsleistung ergeben: Geschenkt! Ich habe einen Spiegel von der Stange.

In der letzten Zeit (Leute die meine Berichte regelmässig verfolgen wissen das) machte mich aber vor allem der Blick durch Jans Standard-GSO 10"er sehr missmutig, ich zweifelte oft an meiner Justage, unterstellte dem pollenvernarbten Spiegel heftige Defizite - er bildete einfach immer besser ab, nicht heller, nein das Licht sammelt der 12er ja schon, aber der Kontrast... !

Vor einigen Wochen war der Leidensdruck dann endlich groß genug, Wahrheiten ins Auge zu blicken - ein Abend in dem nicht das Beobachten sondern endlich einmal das direkte Vergleichen im Vordergrund stand - Ich zitere mich einmal selber:

Nein, dieser Spiegel (gemeint ist Hans 12"er von Spacewalk Telecopes) ist kein GSO! ^^ Wunderschöne Sterne und starker Kontrast, und da ist denke ich mit einer Socke noch Platz nach oben! Mein 12er kam da in keiner Disziplin mit, aber dazu später mehr.

Sehr auffällig und für mich mitunter sehr schmerzhaft war aber die Erkenntnis des Abends: Mein Teleskop hat nach wie vor ein herbes Kontrastproblem. Jans 10"er ist hier ganz weit vorne und auch Hans neues Gerät war natürlich besser. Im 10" GSO kann man noch mit Volltubus und perfekter Innenschwärzung argumentieren, beim Spacewalk nicht und sowohl Spiegelbox als auch Hut sind ja ausgekleidet. Es wäre träumerisch zu hoffen, dass das Schwärzen von eins zwei Details und einer Socke mein Problem aus der Welt schaffen wird (wobei ich das nun zeitnah endlich fertig machen werde!), ich muss der Wahrheit ins Auge blicken: es ist mein versiffter Spiegel - wie ich ja schon oft gejammert habe ist der Spiegel angegriffen und nicht zu reinigen
Leute, jeder liebt sein Teleskop, aber manchmal tut man sich doch einen Gefallen wenn man sich intensiver mit den Teleskopen um einen herum beschäftigt...

Die Streulichtunterdrückungsmaßnahmen wurden angegangen um endlich Abhilfe zu schaffen, der Spiegel blieb aber weiter im Fokus - ich erhoffte mir nur minimale Verbesserungen solange die Spiegeloberfläche so mies war. Mein Plan: Eine Neuverspiegelung und endlich Kontrast geniessen! Nun hörte ich bei mir aber hartnäckig  eine Stimme im Hinterkopf "Lass ihn vorher testen, du haust sonst 200€ raus und am Ende ist der Spiegel selber nix!" - Ach, kann doch kaum sein, ich habe doch schon viele schöne Beobachtungen damit machen können, jau die Selbstbauten um mich herum machen bessere Bilder, aber es sind eben Selbstschliffe und die Standardspiegel? Ach, die haben ja nicht das Problem mit der vernarbten Oberfläche.



Vor einigen Wochen fasste ich mir nun aber doch ein Herz und meldete mich bei Horia und schilderte ihm mein Problem und meinen Wunsch nach einer richtigen Spiegelvermessung. Ein Termin Anfang Dezember wurde vereinbart und die Stunde der Wahrheit rückte näher. Was mache ich nun? Ich wartete zunächst auf einen Möglichkeit meine Streulichtschuztmaßnahmen zu testen. Die Nacht die dann dafür herhalten musste war extrem kurz und siffig, ich war mir aber durchaus sicher einen Effekt von der Socke wahrzunehmen. Was mache ich wenn nun herauskommt, dass der Spiegel in seinem jetzigen Zustand nicht der Neuverspiegelung würdig ist? Einen neuen kaufen (respektive auf einen neuen sparen) oder den Alten retuschieren lassen? Ich träumte in den letzten Wochen sogar schon davon :D

Heute Vormitag ging es dann mit dem Spiegel im Kofferraum nach Canossa. Ich kann mich an dieser Stelle bei Horia gar nicht genug bedanken, dass er sich die Zeit und Muse genommen hat auch noch sonntags (!) in der Vorweihnachtszeit den halben Tag für meinen Spiegel und dessen Vermessung zu opfern! Danke!

Der Testaufbau, das Messen und die Auswertung live zu verfolgen war ein Erlebnis für sich, wirklich spannend, die Sorge um das Ergebnis trat hier eindeutig durch die Begeisterung für den akribischen Aufbau und der Durchführung in den Hintergrund. Nach zwei Serien durch das Interferometer tauschte Horia den Messaufbau gegen den Focaulttester aus. Ha, das hat mich gefreut nach so viel Theoriestudium in diese Richtung endlich Live einer Messung beiwohnen zu können. Bis hier hin war die Hoffnung noch nicht geschwunden, dass der Spiegel durchaus noch im Rahmen des Erträglichen liegen würde. Dies verflog leider sehr schnell bei der Sichtung der ersten Fotos am Rechner, noch bevor Horia sie mit OpenFringe verrechnete.

Um an dieser Stelle etwas abzukürzen und den Bogen nicht zu überspannen: Der Spiegel ist abgrundtief schlecht! 0,245 Strehl ... das musste ersteinmal sacken. Es gab minimale Probleme mit der Kameraeinstellung, die zwei Reflexe produzierte (auch die Macken in der Verspiegelung sind hier sicher nicht unschuldig), aber an der grundsätzlichen Form des Spiegels ändert das am Ende nichts mehr. Er ist nach Horias Aussage hoffnungslos unterkorrigiert. Ich mutmaße mal: Heutzutage - dank der tatkräftigen öffentlichen Unterstützung der Spiegelschleif Szene - würde selbst ein Erstschleifer so etwas nicht als beendetes Projekt hinbekommen.

Folgend nun einige Auszüge aus dem I-Gramm (Hier der Download des kompletten Protokolls):
















Und nun?

Klar sind zwei Dinge: Ja, dieser Spiegel muss handselektiert sein, da muss man mal mindestens zwei Jahre Zeit investieren und jeden Spiegel prüfen bevor man so ein schlechtes Exemplar findet! Sorry, aber mir bleibt jetzt nur noch der schwarze Humor! Zweitens: Ich bin froh, dass Horia den Spiegel unter die Lupe genommen hat, nochmals Danke dafür! Und mach dir keine Sorgen, es ist besser die bittere Wahrheit zu kennen als in "vergnüglicher" Unwissenheit über die Abbildung zu jammern und nicht zu wissen woran es nun liegt, in jedem Fall hätte ich ohne die Vermessung vielleicht eine völlig unsinnige Neubelegung vorgenommen und mich hinterher maßlos geärgert!

Was nun mit Hypatia, bzw. ihrem Spiegel weiter geschieht ist noch nicht raus. Definitiv werde ich nicht noch einmal ins "Gurkenlotto" einsteigen und mir einen neuen Spiegel dieser Preisklasse (oder eine darüber) kaufen. Selberschleifen ist noch ein weitentferntes, unrealistisches Ziel. Da auch ein Highend Spiegel derart weit von meinen Möglichkeiten entfernt liegt, fällt dies mittelfristig auch flach. Leider ist es aber auch so, dass ich nicht einfach weitermachen kann - der Spiegel wird bis zur Klärung kein Licht mehr sehen :( Zum Glück habe ich noch meinen 8er der natürlich auch kein bestätigter Superspiegel ist, aber dessen Abbildung mir in all den Jahren niemals solche Fragezeichen auf die Stirn zauberte wie der 12"er... Er wird mir die Zeit bis ich weiss was geschieht problemlos versüssen und kommt endlich mal wieder zu Ehren.

Der spannendste Sonntag seit Erfindung der Wochenenden :D Kein Witz, so niederschmetternd das Ergebnis, so viel habe ich heute gelernt! Nochmals ein großes Danke an Horia.

Zum Ende noch ein paar Eindrücke die ich bei den Testaufbauten fotografieren durfte.






Donnerstag, 5. Dezember 2013

AstroUmfrage 2013/2014 - Mit Gewinnspiel!

Hallo liebe Astronomie-Interessierten,

ich möchte heute alle Sternfreunde und auch solche, die es gerade erst werden, dazu einladen an einer kleinen Umfrage zum Thema Amateurastronomie teilzunehmen.

Dazu habe ich einen kleinen Fragenkatalog zusammengestellt, der hier in verschiedenen Formaten heruntergeladen werden kann. Es werden keinerlei persönliche Daten erhoben, die Umfrage soll nur in Form einer (natürlich anonymisierten) Statistik einen Einblick geben wie die Szene "tickt", was ist der verbreiteste Gerätetyp? Wieviele Nächte schlagen sich die meisten von uns um die Ohren oder auch wie groß war unser erstes Teleskop?

Die Umfrage ist einfach mit einem Office Programm mit simplen "x"en auszufüllen, keine darüberhinausgehenden Angaben sind nötig. Das ganze kann man locker in 5-10min bearbeiten. Die Ergebnisse schickt bitte an die mehrfach in der Umfrage angebene E-Mail Adresse (identisch mit der im Impressum hinterlegten). Den Einsendeschluss habe ich einstweilen auf den 31. Januar 2014 datiert, je nach Beteiligung wird dieser eventuell noch um 2-4 Wochen verlängert.

Das ganze soll dann aber nicht nur in Form einer ausführlichen Statistik hier auf der Seite vorgestellt werden, als kleines Dankeschön für die Teilnahme verlose ich unter allen Teilnehmern ein Exemplar des Buches "Der Ausserirdische ist auch nur ein Mensch - Unerhörte wissenschaftliche Erklärungen" vom allseits bekannten und beliebten Professor Harald Lesch.

Das Vorwort im Dokument sollte alle Fragen beantworten, falls nicht zögert nicht und meldet Euch über die angegebene E-Mail Adresse oder auch über das Kontaktfomular. Schon im Vorfeld möchte ich mich für die rege Teilnahme bedanken und wünschen Allen viel Spaß beim Ausfüllen und viel Glück beim Gewinnspiel.

Benny


04. Februar 2014

Die Anmeldung ist nun geschlossen, ich bedanke mich ganz herzlich für Eure rege Teilnahme! Im Laufe der nächsten Wochen wird die Auswertung und die Verlosung bearbeitet, der Gewinner wird per E-Mail benachrichtigt, die Ergebnisse werden hier und im Astrotreff-Deep-Sky veröffentlich werden.

Donnerstag, 28. November 2013

C/2012 S1 ISON Perihel (Sonnenpassage) - Ein Beobachtungsbericht der etwas anderen Art

Ort. Vor dem heimischen PC
Zeit: den kompletten Abend des 28.11.2013

Wetter: Egal, unser Teleskop steht am Lagrangepunkt

Ein BB ohne Himmel? Ja! Zugegeben, der Komet ISON nervte mich sehr stark in den letzten Tagen, das lag aber weniger am schwächelnden Kometen noch am miesen Wetter sondern an der heftigen Übersättigung mit diesem Thema vor allem von Seiten der Medien. Es ist wie Weihnachten, nach 6 Wochen Dauerbeschallung will man nur noch, dass es vorbei ist.

Heute sollte nun der enge Sonnenvorbeiflug stattfinden, schon den ganzen Tag über aktualisierte ich die Fotos der SOHO Sonde um die immer weitere Annäherung des Kometen zu verfolgen.



Am Abend dann wurde dieses Ereignis zu etwas wirklich seltsamen, die Astroforen glühten förmlich in Echtzeit mit und über Skype war der Komet ein Dauerthema, es war viel weniger ein Abend vor dem PC sondern eher ein gemeinschaftliches Beobachten mit den Gleichgesinnten, das erste Mal, dass ich ein Gefühl von "virtuellem Teleskoptreffen" bekam!

Wie auch immer sich ISON nun weiter entwickeln wird (aller Unkenrufe zum Trotz, auch meiner eigenen, hat er den engen Vorbeiflug überlebt), es wird mir einfach wegen der überlasteten NASA Server und der förmlich spürbaren Aktivität, tausender Gleichgesinnter in Erinnerung bleiben.



Dienstag, 26. November 2013

BB vom 26.11.2013

Ort: Laufenselden
Zeit: 21:15 bis 22:00 Uhr
Wetter: Erst klar, dann Nebel mit Sichtweiten von unter 50m (!) -6° C

Die Prognosen waren wie immer uneinheitlich, mein persönlicher Wetterguru sah eher schwarz, oder besser gesagt grau... Aber was schert mich das Geschwätz von Wetterorakeln.

Gegen 21 Uhr stiess ich zu Ronald und Peter die schon einige Zeit beobachtet hatten, der Himmel sah durchaus lohnend aus. Nach einigem Aufbau, Justage und Gespräch wollte zunächst herausgefunden werden ob ich nun unter passendem Himmel eine Verbesserung des Kontrastes durch die neue Socke feststellen konnte. Der erste Schock: Ich kann mit keinem Okular gescheit scharfstellen! Zurück zur Justage, erstmal ein Blick auf die Grundjustage mit dem Concenter (ich habe ja doch einiges im Hut getan, wenngleich ich eigentlich nichts verstellt habe), nö passt alles. Also nochmal zum Laser greifen - übrigens ist die neue selbstzentrierende Reduzierung ein Segen, toll zu bedienen und kein Raten mehr ob der Laser nun verkippt ist oder nicht - auch hier zeigt sich alles so wie es sein soll und das war mir eigentlich auch klar am defokussierten Stern. Hab ich mir jetzt bei der letzten Reinigung den Spiegel endgültig versaut? Ein genervter Blick gen Himmel (hätte ich vielleicht früher tun sollen) - eine fette Dunstschicht ist aufgezogen, Jupiter hat einen beachtlichen Hof! Nach Westen ist noch frei, ein Schwenk und mein Seelenfrieden ist wieder hergestellt, alles in Ordnung. Und nun kann ich auch zum ersten Mal ein leicht besseres Kontrastverhalten feststellen - die Socke und die zusätzlichen Schwärzungen waren nicht nur überfällig sondern auch von Erfolg gekrönt.

Das alles hat leider ziemlich viel Zeit gekostet, ausser ein paar Blicken zu h+x, M31 und M45 hat es noch zu nichts gelangt. Von Westen her zieht eine dumpfe Nebelwalze auf, kein schleierartiger Hochnebel, nein eine dicke Bank in Bodennähe, so was sah ich natürlich schon öfter, aber mit etwas Glück bleibt sie immer im Tal, diesmal nicht, wir werden in weniger als 5min komplett überrollt! Jeder einzelne Stern wird ausgeknipst bis selbst der gleissende Jupiter fast völlig weggefiltert ist.

Welcome to Dichtingen


Nur noch kleine Lücken (ebenfalls von mangelhafter Transparenz geprägt) zeigen sich in Zenitnähe und im Westen, aber eine echte Besserung scheint nicht in Sicht zu sein. Bis hierher war das ganze schon frustrierend genug, Ronald und Peter packen zusammen, ich sehe auch wenig Hoffnung auf Änderung (ein Wetterdienst kündigte genau das zu genau dieser Uhrzeit an) und ich verstaue Hypatia wieder im Auto. Nach der Verabschiedung geht es wieder Richtung Heimat und unterbewusst habe ich es schon geahnt: Keine 2(!)km weiter, nicht mal höher als unser Beobachtungsplatz: Feinster Himmel! Das ist wirklich bitter aber um halb elf habe ich keine Lust mich noch alleine an einen unbekannten Platz zu stellen und den ganzen Aufbau nochmal durchzuziehen, aber ich kann es mir nicht verkneifen nochmal links auf einen Feldweg auszuscheren und zwei "Beweisfotos" von der Ungerechtigkeit zu schiessen.




Bleiben wir ehrlich: Solche Nächte gehören irgendwie auch dazu und wir haben da wohl meist überdurchschnittlich viel Glück, heute hat es nicht wirklich sollen sein, der Equipmenttest ist immerhin über weite Strecken gelungen und ein nettes Gespräch mit den Mitbeobachtern ist ja auch immer etwas wert.

Eindrücke vom Lidl Auriol Zoomfernglas 10-30x60

Wie angekündigt liegt der heimische Lidl wieder voller Optik. Neben dem Spektiv vom letzten Jahr auch wieder die einschlägigen Zoomferngläser mit 60mm Öffnung.

Ich liess es mir nicht nehmen, die Ferngläser mal näher zu betrachten, ich hätte auch FAST eins mitgenommen, für 17,99€ kann man doch nichts falsch machen... oder doch?

Die Packung ist bunt und selbsterklärend wie immer, der Inhalt vollständig (Fernglas, Tasche, Trageriemen, Schutzkappen, Tuch, Anleitung). Der erste Blick geht immer Richtung Kasse um die Justage zu prüfen. Gleich das erste war der totale Reinfall, "schielte" extrem stark, Doppelbilder sind hier selbst bei niedrigster Zoomstufe vorprogrammiert. Auch das zweite und das dritte zeigten ein ähnliches Bild. Dazu kamen bei allen Gläsern extreme Reflexe obwohl die Leuchtstoffröhren nicht mal im Bild waren. Obstruiert scheint nichts zu sein, die Austrittspupillen waren rund. Das Gehäuse ist gummiert und erschreckend leicht, das Bresser/Meade 10x50 was bis vor zwei Jahren verkauft wurde ist MERKLICH schwerer, hier wurde wohl billigestes Plastik eingesetzt wo es nur ging. Die Linsen waren in Ordnung aber innen sah man Klebereste und von Innenschwärzung keine Spur, das erklärt natürlich auch die Reflexe. Einige Gehäuse hatten flächendeckend eine weissliche Sprenkelung, was auch immer das ist, es liess sich wegwischen ist aber nicht besonders schön!

Das vierte und fünfte Glas was ich auspackte (die Mitarbeiter sind morgens zum Glück noch zu sehr beschäftigt mich davon abzuhalten) waren auf den ersten Blick in Ordnung was die Justage angeht, allerdings zeigten sich auch bei ihnen bei höherer Vergrößerung ebenfalls Dejustageerscheinungen. Sehr schade! Natürlich habe ich nicht alle aufgemacht, da wäre ich mir doch etwas blöd vorgekommen aber 7/12 sind schon viele und erschreckend wenn da kein Exemplar dabei ist was man wirklich nutzen könnte! Die Streuung ist bekanntermaßen groß, es MAG irgendwo in Deutschland ein paar taugliche Exemplare geben aber für 17,99€ kann man eben doch einen Fehler machen. Sehr sehr schade, dass das "alte" 10x50 nicht mehr verkauft wird, das gab es für den selben Preis, hatte AUCH Qualitätsstreuung aber war merklich besser und eben kein Zoomfernglas, was ja per se nicht sonderlich empfehlenswert ist, schon allein wegen dem Klorolleneinblick bei niedriger (=interessanter) Vergrößerung. Mein (Aldi) Traveller 10-30x50 ist jedenfalls besser verarbeitet und kostete vor einigen Jahren genausoviel. Mein Tipp: Macht es wie ich - statt Fernglas: 400g Pfeffersteak, 2kg Speisekartoffeln festkochend und 800g feine Brechbohnen, habt ihr länger Spaß dran.


Montag, 25. November 2013

BB vom 24/25.11.2013

Ort: Heimische Terrasse, Straße
Uhrzeit: 22:00 - 22:30 sowie 5:50 - 6:10 Uhr
Himmel: Joa war vorhanden

Teil I

Am Abend habe ich für ein Dreiviertel Stündchen mal das frisch angekommene 15mm Zeissokular gegen das 15mm Planetary und (natürlich außer Konkurrenz) gegen das 14mm ES. Das Heritage stellte mit f/5 auch gleich eine Grundlage um zu zeigen was das Teil kann. Nach einigem Hin- und her war nur schwerlich ein echter Qualitätsunterschied zwischen den beiden auszumachen! Beide liesen am Rand merklich nach, wobei das Mehr an Feld (65° vs 60°) des Fernglasokulares durchaus positiv wahrzunehmen war. Ein nettes Teil, sollte mal wieder ein defektes Fernglas vor mir liegen... erstmal schauen ob da nicht noch etwas zu verwerten ist.

Teil II

Komet Lovejoy weiss nach wie vor zu entzücken, zumal er jetzt in beeindruckender Höhe zwischen UMa und CVn steht. Leider ging mein Wecker nicht... na gut er ging aber meine Frau hat mich nicht wachbekommen :D Also hatte ich eben nur 20min Zeit und auch nur vor der Haustür, aber seis drum. Im 8x40 ein unheimlich leichtes Objekt, das bereits im Ansatz den Schweif zeigt, im Heritage erst richtig toll, ich könnte mich sonstwohin beissen, dass ich so spät rauskam sonst wäre eine Zeichnung fällig gewesen.

Zwei Beweisfotos waren auch noch drin.

18mm


55mm


Zu guter Letzt: Mond & Jupiter





Sonntag, 17. November 2013

Aktuell: 20-50x 60mm Auriol Spektiv bei Lidl ab 25.11.13

Hallo,

aus gegebenem Anlass:

Im vergangenen Jahr habe ich mir das Spektiv ja gekauft und intensiver getestet. Jetzt ist ein Jahr vergangen und das selbe steht wieder im Lidlheftchen.

Habe ich es viel benutzt in den vergangenen 12 Monaten?

Jein :D Astronomisch steht zu viel anderes Equipment zur Verfügung, aber am Tage habe ich es doch immer mal wieder hervorgeholt und auf mein großes Stativ gestellt für Naturbeobachtungen, dafür halte ich es gemessen am Preis nach wie vor für tauglich, astronomisch bleiben die Einschränkungen die auch schon vor einem Jahr galten und: Die starke Streuung der Qualität!

Ich werde es mir wahrscheinlich dieses Jahr nicht noch einmal holen, aber ich werde es mir nicht nehmen lassen, mal eine Handvoll Kästchen aufzumachen und nach groben Fehlern zu schauen - das empfehle ich auch jedem der vor hat sich das Ding neben den Käse und die Nudeln in den Einkaufswagen zu legen.

Parallel gibt es auch das Zoomfernglas wieder, ich habe wirklich gehofft, dass es stattdessen mal wieder das "alte" Meade/Bresser 10x50 gibt, was zwar auch unter Qualitätsstreuung leidet aber im Grundsatz sinnvoller ist... mal schauen, vielleicht nehme ich das mal mit und auseinander.

Dienstag, 12. November 2013

BB vom 12.11.2013

Ort:Bleidenstädter Heide
Uhrzeit: 4:30 bis 5:30
Wetter: Klar, -3° C

Angestachelt vom schönen Kometenbericht von Heiko, klingelte auch bei mir heute der Wecker um 4:15 Uhr. Rein in die Skihosen, Fernglas, Stativ und Kamera geschnappt und ab aufs benachbarte Feld. Der Westhimmel war eine wahre Wonne.


Der Osthimmel hingegen war arg dunstig und naturgemäß durch das Rhein-Main-Gebiet immens aufgehellt. Trotzdem machte ich mich mit frischen Aufsuchkarten von Christian (Dank nochmals!) daran zunächst Komet ISON zu erwischen. Es war wesentlich schwieriger als ich mir das erhofft hatte, der Himmel war einfach zu hell und die Transparenz nicht optimal, aber ich konnte ihn als schwache (!) Aufhellung dann doch noch festnageln, spektakulär ist aber anders, also: Bitte einmal um die Sonne und zwar pronto.


Mehr Hoffnungen hegte ich dementsprechend in Sachen C/2013 R1 Lovejoy. Als ich mit der entsprechenden Karte oberhalb vom Kopf des Löwen schaute, war ich mir sogar sicher ihn schon mit bloßem Auge ausmachen zu können! Der Himmel in dieser Höhe war durchaus als sauber und dunkel zu beschreiben, er müsste dafür inzwischen aber bereits heller als 6m sein, ich will mich da aber nicht definitiv festlegen, der nächsthellere Stern war es definitiv nicht, der steht etwas weiter vom Kopf entfernt und war klar zu sehen, während der Eindruck an der Stelle merklich schwächer war. Im Fernglas zeigte sich der Komet instantan als heller leicht ovaler Nebelfleck umrahmt von einer Anzahl Sternen, hat sich heute Morgen eine sehr ästhetische Stelle ausgesucht. Dank dem Stativ war sogar eine Elongation auszumachen, die der Schweifansatz sein dürfte, Längen kann ich nicht schätzen, er war da :D Bei dem Kometen verbrachte ich einiges an Zeit, dafür, dass ich "nur" mit dem 20x80 unterwegs war ist er als prachtvoll zu bezeichnen! Sollte sich hier die Tage nochmal Wetter ergeben, werde ich auf jeden Fall das Heritage mitnehmen, SO hat ein heller schöner Komet auszusehen, aber ich will ISON (noch) kein Unrecht tun, zu tief...



Das morgendliche Wetter liess etwas die frühlingshafte Milde vermissen, es waren knackige -3° C und ich hatte bereits kratzen dürfen. Als meine Fingerkuppennerven ihr baldiges Versagen ankündigte, ging es wieder zurück ins wohlige Bett um nochmal ein Stündchen zu pennen.

Fazit: Es lohnt sich derzeit wirklich den Morgen richtig früh zu beginnen!

Montag, 11. November 2013

BB vom 11.11.2013

Ort: Balkon Taunusstein
Uhrzeit: 21:30 - 22:45 Uhr
Wetter: Klar, kalt, Mond

Lediglich eine kleine Balkonspechtelei mit dem Heritage am Mond. Das 6.7er leistet hier hervorragende Dienste und zeigt eine knackige Abbildung am Mond. Kurz wird auch afokal durch das Okular geknipst, allerdings naja... afokal halt ;)

Mond afokal durch 6,7mm ES 82° EOS 400D 1/30s 

Da man beim Heritage ja direkt die Stangen einschieben kann, habe ich das auch mal gemacht um auch fokal mit der EOS in den Fokus zu kommen, naürlich fehlt trotzdem jede Art von Adapter, es ist und bleibt also ein Freihandschuss.







BB vom 10.11.2013

Ort: Bleidenstädter Heide
Uhrzeit: 22-23 Uhr
Wetter: Stark wechselnde Bewölkung, Lückenspechteln bei 3° C

Kein wirklicher BB heute Abend, lediglich ein paar Dinge wollten noch getestet werden. Da ist zum einen die Streulichtsocke, einen Effekt will ich noch nicht als gesichert ansehen, dafür war der Himmel viel zu schlecht, aber subjektiv war ich mit dem Kontrast durchaus zufrieden, immerhin stand der Mond noch merklich am Himmel und ich beobachtete größtenteils durch durchziehende Wolken...


Aufschlussreicher war der erneute Vergleich des 30mm Explore Scientific 70° mit dem APM SWA 32mm 70°. Das 32er ist praktisch schon verkauft und eingetütet, ich wollte sichergehen, beim ersten Test nicht einer mangelhaften Justage aufgesessen zu sein. Aber es bleibt dabei: Beide Okulare geben sich in Abbildungsleistung m.E. gar nichts. Die Transmission war ob der miesen Transparenz am Himmel nicht gescheit zu beurteilen, aber an f/5 sind beide Okulare nicht dazu geeignet eine saubere Abbildung auch nur über 50% des Feldes zu leisten. Die Unterschiede bewegen sich also genau in den Grenzen, die die Brennweite und damit AP und Vergrößerung vermuten lassen. So trauere ich weder dem 32mm SWA hinterher noch mache ich Freudensprünge für das neue ES - Fürs grobe Aufsuchen wenn das nächstkleinere Okular nicht mehr reichen sollte, wird es einfach eine zeitlang noch herhalten müssen.

Das 6.7mm Explore Scientific bestand den zweiten Kurztest, wiederum im Rahmen des Himmels und des Seeings ohne wirkliche Aussagekraft. Jupiter und Mond gingen im starken Seeing unter und entzogen sich damit einer Beurteilung, ein einfacher Sterntest in Zenitnähe zeigte mir aber genau die Sternabbildung die ich bei 220x erwartet habe. Der Einblick ist recht angenehm und das Feld eben die tollen 82°. Besonders fein war an diesem kurzen Abend aber die Liveschalte zu Jan, der parallel zwei andere Okulare gegeneinander testete, aber dazu demnächst mehr wenn ich das mit eigenen Auge sehe ;)

Kurzer Ausflug, aber er wollte ob der neuen Okulare einfach gemacht sein...

Samstag, 9. November 2013

Buchvorstellung: Praxisset Astronomie - DK Verlag

Titel: Praxisset Astronomie
Autor: Carole Stott, Stephan Matthiesen und Martin Kliche
Seitenanzahl/Extras: 72 +  44 Sternbildkarten + Planisphäre + Taschenlampe
Verlag: DK Dorling Kindersley


Heute möchte ich ein besonders Fundstück vorstellen - das Praxisset Astronomie. Das Buch ging bisher komplett an mir vorrüber, was mit Sicherheit auch daran liegen mag, dass sich der Verlag nicht gerade als Fachverlag für wissenschaftliche Themen hervortut sondern eher ein Sammelsurium an Fachbüchern zu den jedem nur erdenklichen Thema verwaltet, sei es Kultur, Sport, Medizin, Wissenschaft, Lifestyle und noch mehr.

Das Buch lag auf einmal in einem großen Supermarkt in der Bücherecke, das letzte Exemplar. Auffällig ist sofort das ungewöhnliche Format von fast doppelter DinA4 Größe, einseitig abgerundet durch die im Hardcoverschuber integrierten Planisphäre. Fangen wir mit dieser an. Mit einem Durchmesser von stattlichen 30cm ist sie die größte in meinem Besitz, die Grenzgröße liegt bei 5m9, helle Sterne und Objekte sind gekennzeichnet, ebenso die Sternbildnamen und die Ekliptik. Der Zenit ist durch ein Fadenkreuz markiert. Die drehbare Sternkarte ist fest in das Buch integriert und lässt sich nicht abnehmen. Schlägt man nun die erste "Seite" (stabiler Karton) unterhalb der Planispähre auf werden dem Leser zunächst sehr gut dargestellte und bebilderte Ratschläge zur Benutzung der Sternkarte und den ebenfalls im Set enthaltenen Sternbildkarten gegeben. Auf der rechten Seite befinden sich eben jene 44 Karten gut verstaut diese Karten. Sie sind nach Süd- und Nordhimmel sortiert, wobei einige der Südhälfte wie Scorpion oder Schütze auch in Mitteleuropa natürlich zu sehen sind. Sehr innovativ finde ich die Karten selber. 

Im Kopf der Karten findet sich der lateinische und dahinter der deutsche Name des Sternbilds, darunter eine Beschreibung der Form, Lage und markanter Sterne. Rechts neben dem Beschreibungstext fndet sich eine mythologische Darstellung mit den beinhalteten Sternen, links daneben etwas was mir besonders gut gefallen hat, eine Weltkarte mit roten, orangen und grünen Bereichen nach Breitengrad unterteilt. So sieht man auf einem Blick ob das Sternbild vom jeweiligen Standort nicht, ganz oder teilweise sichtbar ist und kann sogar grob abschätzen wie knapp. Darunter finden sich die "Besondere Merkmal" bei denen die hellsten Sterne, interessante Sternketten aber auch Deepsky Objekte vermerkt und beschrieben werden. Je nach Sternbild bis zur Hälfte der stabilen 14x9,5cm Karten nimmt eine Sternkarte ein, welche die jeweilige Konstellation in ihren Grenzen mit Nachbarsternbildern und Linien darstellt, ebenfalls sind bereits einige Deepskyobjekte (Neben den meist im Text erwähnten Messierobjekten auch einige NGC Objekte). Was bei der Objektbeschreibung noch ein sehr nettes Feature ist: Ein Symbol vor der Objekt gibt einen Hinweise darauf, ob es mit bloßem Auge, Fernglas oder Teleskop beobachtet werden kann. Die Karten sind jeweils zweiseitg bedruckt, auf jeder Seite eine eigene Konstellation

Zwischen den beiden Kartenschächten liegt eine kleine rote (!) Taschenlampe ink. Batterien bei. Das ist eine geniale Idee, natürlich handelt es sich um ein winziges Edelstahlmodell, was man auch für 1€ auf dem Krabbeltisch findet, aber sie ist nicht gefärbt sondern hat eine echte rote LED verbaut und ist auch nicht blendend hell, durchaus tauglich bei der nächtlichen Benutzung der Karten und der Planisphäre gute Dienste zu leisten.


Kommen wir zum Buch selber. Es befindet sich in einem Schuber unterhalb der Planisphäre und hat nochmals den kompletten Himmel in runder Form als Cover. Die grafische Gestaltung hat mir durchaus gut gefallen, natürlich wird auch das ein oder andere Hubblefoto abgedruckt, wohl aber auch Amateuraufnahmen wie Strichspuren und private Widefieldaufnahmen um Sternbilder und Beobachtungsbedingungen zu zeigen! Auf der ersten Seite wird anschaulich die groben Einteilungen im Universum (Sonnensystem, Milchstraße, lokale Gruppe, Universum) beschrieben und mit Beispielen bebildert. Der Schreibstil ist nüchtern, nicht effektheischend wie man das oft von Laien geschriebenen Astrobüchern kennt  und stark auf die praktische Beobachtung (!) ausgerichtet. Im Fortlaufenden gibt es einen Abriss der Himmelsmechanik, Ansichten des Nachthimmels an unterschiedlichen Orten und dergleichen mehr. Auch die Veränderungen des Nachthimmels über das Jahr und über die Nacht verteilt werden anschaulich mit hervorragenden Grafiken und verständlichem Text erklärt. Man bekommt sogar anhand des Orionnebels sehr anschaulich vermittelt wie man den Anblick einer Sternkarte an das anpassen kann was man am Himmel dann mit bloßen Auge erkennen kann um dann weiter ins Detail wie einen Fernglasanblick und schlussendlich zum formatfüllenden Teleskopanblick zu kommen (jeweils durch Amateuraufnahmen veranschaulicht).

Im Fortlaufenden gibt es Erklärungen zu unserem Sonnensystem, verschiedenen Objekten der Milchstraße sowie Galaxien die in ihrer Unterschiedlichkeit gezeigt werden. 

Ein besonders feiner doppelseitiger Absatz ist der Vorbereitung zur Beobachtung gewidmet. Ich muss ernsthaft sagen, dass ich auf so wenig Platz und mit so wenig Blabla selten in einem Amateurbüchlein einige wichtige Fakten gesehen habe! So wird z.B. anhand zweier Fotos die Wichtigkeit eines dunklen Beobachtungsstandortes aufgezeigt, Tipps zur Ausrüstung (inklusive warmer Kleidung) und sogar eine Anleitung zum optimalen Scharfstellen eines Fernglases gegeben. Kurz angerissen wird auch die Benutzung und Unterschiede eines Teleskops, aber man darf sich hier vom kurzen Absatz nicht viel Aufschluss erhoffen. Interessant hingegen fand ich dort wieder die simulierten Fernglas Anblicke von Mond und M31, die den visuellen Unterschied eines kleineren und eines Großfernglases zeigen (ich schätze es handelt sich dabei um ein 15x70 oder 20x80 Fernglas). Die Abbildungen kommen dabei wirklich gut an die Realität heran.

Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit dem Sonnensystem, seinen Objekten und den Beobachtungsmöglichkeiten. Das ist recht ausführlich gestaltet und beinhaltet neben den üblichen allgemeinen Informationen zu den Planeten und Objekten, auch immer Beobachtungstipps, sowie simulierte Anblicke mit bloßem Auge, Fernglas und Teleskop - gerade die fand ich wieder gut gelungen, keine Übertreibungen.

Am Ende des Buches stehen die Monatskarten. Hier werden für jeden Monat jeweils der Morgen und Abendhimmel präsentiert, die Ereignisse die angegben sind, haben leider alle schon stattgefunden (das Buch ist schon ein paar Jährchen alt). Neben dem Himmel bei uns werden auch jeweils die Highlights der südlichen Breiten vorgestellt.

Fazit: Dieses Buchset hat mich nicht nur milde sondern sehr stark positiv überrascht. Ich sah schon eine Menge billiger (und manchmal auch teure) Bücher zum Thema praktische Astronomie, viele sind ausführlicher aber mir fällt spontan fast nichts ein, was so straff und dennoch praxisnah für den wirklich unbedarften Einsteiger eine schöne Anleitung zur Erkundung des Himmels mit dem bloßen Auge und auch mit dem Fergnlas bietet. Vor vielen Jahren begann ich mit einem Kosmosbüchlein um Sternbilder zu büffeln und mich am Himmel zu orientieren, das vorliegende Buch ist nicht nur wegen der integrierten Planispähre, den Karteikarten und der Taschenlampe die klar bessere Wahl, wer also mit warmer Jacke und Liegestuhl Zugang zum Himmel finden möchte ist mit diesem Set nicht schlecht bedient. Die Preise variieren wohl stark, ich bekam es von besagtem Supermarkttisch für 6,99€, im Internet ist es mitunter sehr teuer aber bei Amazon ist es gebraucht schon recht günstig zu ergattern.