Mittwoch, 30. Mai 2012

Lasst Galaxien sprechen - My Galaxies

Das nenne ich mal eine lustige Idee! Eben im Astrotreff (Danke für den Link Caro) drüber gestolpert: My Galaxies ein Online-Dienst bei dem man aus der schier unendlichen Datenbank von Galaxien (z.B. aus dem interaktiven Onlinekatalogisierungsprogramm Galaxy Zoo) einen eigenen Text in Galaxien darstellen lassen kann.... 

Mein Tipp: Unbedingt mal reinschauen und bookmarken, eignet sich sicher auch für nette Grußkarten an die Astrofreunde ;)


Tipp: Gefällt einem das Ergebnis nicht, kann man verschiedene Kombinationen mit passenden Galaxien über "Try a new combination of galaxies for the same message" ausprobieren ...

Wer dann noch tiefer einsteigen will, bekommt auch gleich einen Link für weitergehende Informationen zu den dargestellten Galaxien (Hier z.B. für den Buchstaben "T")

Samstag, 26. Mai 2012

BB vom 25.05.2012

Ort: Laufenselden 

Zeit: 21:30 bis 3:00 

GG: fst 6m2 

Wetter: klar, sehr gute Transparenz, 15-10° C

Schon in den Mittagsstunden wurde ich etwas kribbelig, von einem Panoramablick an dem ich im Nordwesten Wiesbadens vorbeifuhr waren die Gipfel des Odenwaldes sehr scharf definiert zu sehen! Der Himmel selber war schon den ganzen Tag von einem tiefen klaren blau.


Wenig überraschend also, als ich nach 20 Uhr einiges an Beobachtungsaufrufen im Postfach hatte, da mein Teleskop schon den halben Tag im Auto lag war nicht mehr zu tun als eine Flasche Wasser unter den Arm zu packen und loszudüsen.

Am Platz angekommen waren Ingo und Hans schon voll im Aufbau, etwas später gesellten sich Horia, gegen 23 Uhr Thomas und zu guter Letzt um bloß kein Restlicht mehr mitzubekommen Rainer zu uns.

Schon in der Dämmerung hatten wir schöne Beobachtungen am Mondterminator, Venus und auch Saturn. Die Dunkelheit legte sich naturgemäß für diese fortgeschrittene Jahreszeit nur langsam über uns, aber es war schnell zu sehen, dass die Transparenz heute ausserordentlich gut wurde, nadelfein und zahlreich erschienen über uns die Sterne, selbst das Seeing war uns nicht unbedingt ungnädig. Leider schien mein Laser beim letzten Mal nicht richtig ausgeschaltet gewesen sein ... leer :( Aber dank Ingo kein größeres Problem und fix ging es an die Justage.



Horia machte uns bei der Ankunft schon den Mund wässrig mit einigen Quasaren, die er für die Nacht recherchiert hatte, leider waren wir bei diesen Objekten (wie auch später mit Rainer) nicht erfolgreich, die Objekte, die zu allem Übel wohl auch noch eine recht hohe Variabilität aufweisen, blieben uns verborgen.



Doch der ausklingende Frühjahrs- und der bereits ansprechend hoch stehende Sommerhimmel liesen keine Wünsche offen :) Wie oft habe ich das schon geschrieben... aber ein Himmel von merklich über 6m sieht man den Objekten auf Anhieb einfach an, noch relativ am Anfang ging es zu M81/82, feine Dunkelstrukturen in M82 waren oblegatorisch, der Ansatz des einen eng anliegenden Spiralarms von M81 hingegen bekommt man nicht so oft zu Gesicht. Auch M51 wusste mit klar definierten Spiralarmen und Knoten innerhalb der Arme zu begeistern.

Horia hatte derweil die aktuelle Supernove in Virgo eingestellt, SN2012au in der Galaxie NGC 4790 war mehr als nur auffällig, ich würde sogar sagen sie betont die ansonsten eher schwächlich 12m1 Galaxie enorm.


Da diese Nacht wohl leider schon den Abschluss des (von mir dieses wie auch letztes Jahr sträflichst vernachlässigten) Frühjahrshimmels bedeutete, hatte ich mir fest vorgenommen mit etwas System die Jungfrau zu durchwandern, vor allem natürlich zu einem meiner unerreichten Lieblingsobjekten am Himmel: Makarians Galaxienkette. Es brauchte dann doch noch etwas Auffrischungsstudium der Karten um den Einstieg in die Jungfrau über das "große T" nahe M 98, wie mir Ingo den Begriff nochmal in Erinnerung rief, zu finden.

Von dort aus ging es dann aber problemlos in die Tiefen des Virgohaufens, das ist am Ende doch ein bisschen so wie bei der Rückkehr an einen lange nicht mehr besuchten Urlaubsort, man fremdelt zunächst etwas aber ist man erstmal alles abgelaufen sind die alten Pfade wieder voll präsent ;)

M 98 zeigte sich als helle, oval elongierte Galaxie, nur ein kleiner Sprung und man ist bei M 99, die im Gegesatz zu 98 fast gar keine Elongation aufweist, an einer Seite aber ausgefranst wirkt, ein Spiralarm? Dort kaum ein Gesichtsfeld entfernt noch ein echtes Schätzchen, dass ich noch gar nicht kannte, einem engen Päärchen bestehend aus NGC 4302, die sehr spindelig daher kommt und NGC 4298 die schwächer erscheint, nur leicht oval ist und klar von der Nachbargalaxie getrennt ist. Geniale Kombination!

Ein etwas weiterer Sprung, der aber dank dem untersten Stern des "T"s sehr einfach ist, und zack wird man von dem eindrucksvollen Galaxiendreieck M86 M84 und NGC 4388. Daneben gesellt sich noch exakt in der Mitte dieses Dreiecks NGC 4387 und unterhalb von M 86 die etwas schwächliche NGC 4402. Von hier aus ein Schwenk nicht mal ausserhalb des Gesichtsfeldes des 14mm Speers Walers leuchten mir "The Eyes" zwei nah beieiander stehende Galaxien (NGC 4435 und NGC 4438 aka Arp 120) ins Gesicht. Nur wenig weiter und schon ist das nächsten Galaxienpaar der Kette im Gesichtsfeld, diesmal NGC 4458 und NGC 4461. Nun ist es ein etwas "weiterer" Sprung nach oben zum nächsten Kandidaten namens NGC 4473. Nahe bei und sehr ähnlich wirkend folgt NGC 4477, hier meine ich entweder ein Detail oder einen Begleiter gesehen zu haben, sehr nah an der Galaxie, leider war da aber nichts in der Karte vermerkt. Nun folgt der längste Sprung innerhalb der Galaxienkette und ich lande am Ende von Makarians Kette: M88, der sich als im Vergleich mit den vorhergegangenen Galaxien als fetter heller Blop erstmal erschreckt :D Nahe bei M 88 ist elongiert die schwächere NGC 4459 zu sehen. Ich stecke hier wirklich lange Zeit fest, fahre die Kette immer wieder vor und zurück, versuche mir einzuprägen wie die Kette komplett im Gesichtsfeld aussehen würde, einfach eine unvergleichliche Objektansammlung und wie ich weiss, braucht es hier nichtmal einen 12"er, die Kette geht komplett auch schon mit bedeutend kleinerem Gerät. Eine Zeichnung meines "Einstiegsgesichtsfeldes" gönne ich mir dann doch noch, diese Galaxienkonstellation ist einfach zu fantastisch.



Nun lasse ich es wieder etwas langsamer angehen, hier und da mal ein Schwätzchen, besonders interessant war das IR Thermometer von Ingo, ein interessantes Mittel zur Transparenzbestimmung abseits von SQM und GG-Schätzung, denn das SQM-L zeigt heute keinerlei besseren Wert an als vor zwei Wochen als die Transparenz wirklich MERKLICH schlechter war, die IR-Temperatur hingegen schwankt, leider hat auch Ingo noch keine tiefergehenden Messreihen damit gemacht, aber das ist eine Geschichte die man ruhig mal weiter verfolgen sollte :)

Sowohl die Quasarenjagden bei Horia als auch bei Rainer sind heute leider nicht von Erfolg gekrönt, da ich selbst nicht mitgesucht habe sondern nur mit das eingstellte Gesichtsfeld begutachtet habe, weiss ich nicht genau woran es im Endeffekt lag, aber die Objekte haben eine nicht näher bekannte Variabilität, der eine hätte zumindest jenseits der 16m liegen können... wie ich die beiden kenne werden sie aber dran bleiben.

Jetzt schalte ich erstmal in den Leerlauf, die große Luftmatratze aus dem Auto (unaufgepumpt natürlich) und die Augen in den Sommer gerichtet, der Schwan lässt mit seiner stark strukturierten Milchstrasse den Kiefer nach unten klappen. Ich hole mir noch schnell das 8x42 Fernglas und beginne zu surfen. Nordamerika ist bereits erstaunlich gut zu sehen und das in dieser Höhe! Der Hantelnebel ist schon fast in seiner Form erfassbar, in jedem Fall aber ein unübersehbar helles Objekt. Thomas leitet mich von Deneb aus zu "Barnards Zigarre" einem beeindruckenden Dunkelnebel fürs Fernglas. Es dauert eine ganze Weile, dann wird es mir trotz Unterlage doch etwas kühl am Rücken und ich wechsele wieder an den 12er. Angestachelt durch die Beobachtung mit dem Fernglas wandert der [OIII] ins 22er LVW und der Cirrusnebel strahlt trotz des niedrigen Standes in bekannter Pracht. Auch der Hantelnebel profitiert erheblich vom [OIII], ohne ist die Hantelform besonders deutlich, mit verliert sie sich fast durch die Helligkeit der Henkel. Ein kurzer Sprung zu M57, atemberaubend, bei 5mm (300x) bleibt mir nichts anderes zur Beschreibung übrig als zu sagen: Graustufen Fotografie! Ausgefranste Ränder, ein Verdickung und einfach toll :)

Wir sind schon über die 2 Uhr hinweg, im Osten regt sich bereits zaghaft aber unaufhaltsam die Dämmerung, gegen 3 Uhr wird es merklich heller und wir beginnen mit dem Abbau, nur Rainer, der noch etwas nachzuholen hat weil er ja auch als letztes ankam bleibt eisern und tapfer am Teleskop stehen.

Diese Nacht hat das Feuer mal wieder mächtig geschürt, eine dieser Nächte die sich von anderen einfach abheben und in Erinnerung bleiben (und sei es dank dieses BBs...). Allein die Tatsache, dass es entgegen der meisten Nächte auch einfach mal eine halbe Stunde mucksmäuschenstill war, weil jeder gebannt und intensiv beobachet hat spricht für sich. Nun folgen die weißen Nächte und der Frühjahrsgalaxienhimmel ist leider dahin, aber auch wenn ich dieses Jahr nur wenig draussen war kann ich das nun guten Gewissens annehmen.

"Die letzte ergiebige Galaxiennacht des Frühjahrs 

Donnerstag, 24. Mai 2012

Celestial Timelapse - der Nachthimmel im Zeitraffer

Wie ich es bereits angedroht habe, gibt es nun einen ersten Zusammenschnitt meiner über die letzten 10 Monate gesammelten Zeitrafferschnipsel.

Leider leider bin ich derzeit von der Hardware her fest an ein, zu allem Überdruss auch noch wackeliges, Windows XP gebunden. Für dieses Betriebssystem sind HD-Videoeditoren extrem rar gesät, im Freewarebereich bin ich immer noch nicht fündig geworden: Vdub und Avidemux bringen mir nicht die Übersichtlichkeit und Bedienerfreundlichkeit um mit angemessenem Aufwand ein solches Video zusammenzuschnippeln, wobei sich vdub als hervorragend zum Zusammenfügen der Einzelbilder erwiesen hat. Das eigentlich geniale Jahshaka importiert zwar aus unerfindlichen Gründen ALLES aber kann kein HD ausgeben und die Testversionen diverser Vollpreisprogramme wie VideoSpin oder VideoEasy HD liefen entweder nicht oder verunstalten das Video mit Wasserzeichen u.ä. alles andere läuft einfach nicht mit dem nunmehr angestaubten XP zusammen.

Wer eine Alternative hat: Nur her damit!

Wenn sich in dem Bereich etwas tut gibt es auch das wesentlich ansehnlichere HD-Material zu sehen ;)

Entstanden sind die Aufnahmen über einen Zeitraum von etwa 10 Monaten, meist (mit wenigen Ausnahmen) als 30s Einzelframes bei ISO 800-1600 und Brennweiten zwischen 18-28mm.


Dienstag, 22. Mai 2012

Kleiner Zeitrafferfilm... Montagnacht 21/22. Mai

Ich bin ja ein großer Fan von Zeitrafferaufnahmen, insbesondere die des Nachthimmels, immer mal wieder lasse auch ich die EOS leerlaufen... In Bälde  gibts aus den gesammelten Werken einen längeren geschnittenen Film, bis dahin streue ich hier hin und wieder ein paar Schnipsel ein.

Dieser hier ist nicht besonders aufregend und auch noch unbearbeitet (dank Makros kann man das auch bei hunderten Bildern recht schnell bewerkstelligen).

1. Teil 22:00 bis 22:30 Uhr
2. Teil 1:30 bis 3:45 Uhr


Freitag, 18. Mai 2012

Die richtige Kleidung zum Beobachten



Nachts ist es kälter als draussen... ein vermeintlich blöder Spruch, den sicher jeder schon mal gehört hat. Doch diejenigen, die bisher weniger im Outdoorbereich gemacht haben und zu unserem schönen Hobby gestossen sind werden schnell merken, dass die richtige Kleidung, natürlich insbesondere zur kalten Jahreszeit, über Wohl und Wehe einer Beobachtungsnacht entscheiden kann! Auf sommerliche Beobachtungen will ich gar nicht eingehen aber nur so viel sei gesagt: Es gibt durchaus Nächte wo man kurzärmlig und -hosig seinen Spass hat, aber für alle Fälle sollte man ein leichtes Jäckchen im Auto liegen haben...

In unseren Breiten kann es auch schon früh im Herbst und noch relativ spät im Frühjahr Nachts empfindlich kalt werden, dabei muss es beileibe nicht bis zum Gefrierpunkt absinken, bis sich die Temperatur erheblich auf das Durchhaltevermögen aber auch auf die Konzentration auswirken kann. Merke: Ein frierender Astronom sieht weniger und liegt schneller wieder im Bett.

Einige Hobbyastronomen die ich kennengelernt habe, meiden lange Beobachtungsnächte im Winter, doch gerade der Winterhimmel hat extrem viel zu bieten und die Nächte sind lang und oftmals erstaunlich gut, schade wenn man sich selbst lediglich wegen der falschen Kleidung um diesen Spass bringt.

Man mag einwenden, warum sollten wir uns das antun? Aber je nach Breitengrad haben wir zwischen Mai und August gar keinen vollständig dunklen Himmel und wenn nicht sonderlich lange, wer einmal mit ausreichend Zeit und Muse eine wirklich komplette Nacht unter dem Sternhimmel verbracht hat wird mir zustimmen, dass so etwas zwar nicht ständig geht aber doch ein einmaliges Erlebnis wird. Im Winter ist das mitunter nicht nur schwer sich aufzuraffen bei eisigen Temperaturen am Teleskop zu stehen, sondern es kann auch durchaus gesundheitliche Risiken bergen.

Grundlegendes

Aktive Wintersportler haben schonmal den Vorteil, dass sie das Grundprinzip von warmer Kleidung kennen (sollten): Zieh dich in möglichst vielen Schichten an. Drei oder vier verschiedene Kleidungsschichten übereinander isolieren besser als weniger, welche die gleiche Dicke aufweisen. Man sollte nach genau diesem Prinzip verfahren, moderne Funktionskleidung wie man sie in allen Preislagen (sogar recht brauchbar beim Discounter) bekommt, hat die interessante Eigenschaft nach Aussen zu isolieren aber Feuchtigkeit nach Aussen abzutransportieren, beides sehr wichtig um sich warm zu halten. Wenn ihr die Möglichkeit habt, versucht genau solche Kleidungsstücke mit diesen Eigenschaften zu bekommen. Damit hören die Ähnlichkeiten mit den Skifahrern aber auch schon auf, denn wir Astronomen haben ein gehöriges Problem, dass Skifahrer, Snowboarder und Schneeschuhwanderer nicht kennen: wir stehen über lange Zeit nahezu bewegungslos in der Kälte und produzieren dadurch kaum Wärme!
Dem kann man nur durch eben noch dickere Kleidung und natürlich genug Bewegungspausen entgegenwirken, einfach mal eine kleinere Runde laufen zwischen den Beobachtungen wirkt bereits Wunder. Ansonsten müssen wir uns einfach möglichst gut gegen die Temperaturen abschotten, also fangen wir mal ganz unten an...

Schuhe

Mir persönlich sind frierende Füsse ein Graus und der untrüglichste Weg nach anderthalb oder zwei Stunden keinen Spass mehr am Beobachten zu haben, da muss es auch keine -15° C sein, das kann mir schon bei leichten Plusgraden passieren... Die Füsse haben dann auch noch den ständigsten Kontakt mit dem eiskalten (manchmal auch auf Schnee oder Eis) Boden.

Ich schwöre bei wirklich kalten Temperaturen auf Wollsocken, am besten noch leichtere Socken darunter, das ist auch schon der Hauptgrund warum man sich seine Schuhe für das Beobachten etwas grösser kaufen sollte (ich kaufe 45 statt 44), die zusätzliche Luftschicht isoliert hier ebenfalls. Ein Mitbeobachter von mir schwört zusätzlich noch auf Melkfett auf die Füsse um eine weitere Isolierschicht zu bekommen, das habe ich selber allerdings noch nichts ausprobiert, nur feucht sollten die Füsse auch zu Beginn der Nacht keinesfalls sein! Die Frage nach DEM Schuh lässt sich sicher genauso schlecht beantworten wie nach dem "perfekten Teleskop". Ich habe mich für so genannte "Canadian Boots" entschieden, die gibt es wie alles in den unterschiedlichsten Preislagen, auch für den schmalen Geldbeutel werden sie einmal im Jahr bei den beiden großen Discountern angeboten. Neben einer dicken Gummisohle und einer Isolationsinnensohle sind sie mit Schaffell gefüttert. Ebenfalls hervorragend für solche Temperaturen sind die allseits bekannten "Moonboots", nun besitze ich leider keine und kann von daher auch nicht aus erster Hand berichten, aber die Vielzahl der zufriedenen Kollegen werden nicht irren...


Eine weitere Möglichkeit seine Füße warmzuhalten sind Heizeinlagen, mit diesen habe ich keine eigenen Erfahrungen gemacht aber die meisten mit denen ich gesprochen habe sind der Meinung, dass die noch halbwegs erschwinglichen Exemplare einen eher kleinen Wärmeeffekt haben. Was aber schon rein physikalisch Sinn macht, ist es zusätzliches Material zwischen sich und den Boden zu bringen, entweder in Form von dicker Pappe, einer Fussmatte oder auch einem Stück Styropor.

Kopfbedeckung

Huch jetzt sind wir aber weit nach oben gewandert! Wir sind nun aber auch bei einem verteufelt wichtigen Körperteil angekommen: Dem Kopf. Der Fakt, dass unser Kopf wegen seiner vielfältigen Aufgaben sehr stark durchblutet ist sorgt dafür, dass wir über ihn auch unverhältnismässig viel Wärme an unsere Umwelt abgeben, das sollten wir bei Minusgraden tunlichst verhindern. 

Eine dicke Wollmütze, die über die Ohren geht ist schon mal das Richtige um sich warm zu halten, manche schwören auf die "Russenmütze" (korrekt eigentlich Tchapka), manchmal ist mir auch eine dicke Wollmütze nicht genug, das Gesicht ist einfach noch zu sehr der Kälte ausgesetzt. Gesichtsmasken (Balaclava) gibt es in unterschiedlichen Formen, im Motorradfahrerbedarf wird man oft fündig, sie sollte aber auch nicht zu dünn sein. Ich selbst nutze zwei verschiedene, eine relativ einfache aus einem Goretex-ähnlichem Material und eine aus Fleece, die zusätzlich noch einen Zug oben am Kopf hat, dadurch kann man sie auch öffnen und als Halstuch nutzen. Einen weiteren positiven Nebeneffekt, den ich beim Tragen solcher Gesichtsmasken beobachtet habe ist, dass man viel weniger in Gefahr gerät, das Okular dauernd anzuhauchen (was bei Minustemperaturen gleichbedeutend ist mit dem Totalausfall des Okulars bis es wieder aufgewärmt ist...)

Selbst in halbwegs milden Nächten bis 10° Plus ziehe ich mir da wenigstens gerne eine Kappe auf um einen warmen und funktionstüchtigen Kopf zu behalten ;)


Balaclava + Wollmütze

Das Beinkleid

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Schichten! Ich selbst trage in wirklich kalten Nächten unter einer dicken Skihose noch eine normale Jeans, das hat mir bisher immer gereicht um an den Beinen nicht zu frieren, aber das persönliche Kälteempfinden ist von Person zu Person sehr unterschiedlich, mit langer Thermounterwäsche ist man sicher auf der sicheren Seite, mein Mitbeobachter schwört auf eine Thermohose aus (nein kein Witz) NVA Beständen, solche Kleidungs ist auch sehr günstig zu bekommen. Ganz im Gegensatz zu der Bekleidung die ich nun der Vollständigkeit halber erwähnen möchte. Kühlhauskleidung ist speziell auf niedrigste Temperaturen ausgelegt und sogar zertifiziert, manche Versionen sogar für arktische Temperaturen, die wir hier gar nicht haben. Sie ist nicht gerade billig, aber das ist gute Skikleidung auch nicht, komme ich eines Tages mal wieder in die Versuchung mir etwas in diese Richtung zu kaufen, werde ich diesen "heiligen Gral" der Winterbekleidung mal ins Auge fassen - andererseits bin ich bisher auch noch niemanden unter meinen zahlreichen Mitbeoabchtern begegnet, der solche Kombis gekauft hätte...

 NVA Thermohose (danke an Jan für dieses Foto)

Oberbekleidung

Hier gibt es nicht viel neues zu sagen, es gilt das gleiche wie für den Rest der Kleidung, Schichten sind angesagt, isolierende Materialien ect. Neben einem dicken Pullover (Fleece, Baumwolle u.ä.) trage ich diverse Jacken, je nach Temperatur - das beste was ich hier je getragen habe ist meine alte Skijacke mit echter Daunenfüllung, für den Fall der Fälle habe ich auch im dicksten Winter gerne noch einen zusätzlichen Backup Pullover im Auto, der eine Nummer grösser ausfällt. Auch der Oberkörper ist so ein Körperteil an dem ich eigentlich nie friere (genug natürliche Isolierung ist wohl vorhanden ;) ).

Was mir aber immer wieder Sorgen bereitet und da bin ich sicher nicht gänzlich allein: Der Rücken. Wenn man dort in irgendeiner Weise vorbelastet ist, sollte man sich hier zusätzlich schützen, denn nie bekommt man einen Hexenschuss schneller als bei -10° wenn man sich zum Okularkoffer bückt - Ein Nierengurt wie man ihn für kleines Geld im Motorradfachhandel bekommt hat sich hier als optimal für mich erwiesen.

Handschuhe

Heikles Thema, hier machen wir einen Eiertanz, zum Einen müssen die Hände warm bleiben (das ist so eine Schwachstelle bei mir, da friere ich schnell und stark) andererseits brauchen wir hin und wieder eine Menge Feingefühl in den Fingern, beim Zeichnen wird es sogar richtig feinmotorisch! Man kommt hier mit einem einzigen Paar Handschuhe eigentlich nicht aus. Ich habe im Laufe der Zeit sicher ein Dutzend verschiedene Versionen ausprobiert, aber ein einziges Handschuhpaar, dass mir alles geboten hätte habe ich nicht gefunden. Zwar gibt es warme Fäustlinge, die man zurückklappen kann, aber die waren mir zu teuer. Also bin ich auf eine Kombination von zwei (eigentlich sogar 3) Techniken gekommen. Zuunterst und das dauerhaft trage ich relativ dünne Wollfäustlinge die man zurückklappen kann, darunter sind die vier Finger komplett frei. Wenn sie gerade länger nicht gebraucht werden wandern die Hände nochmal zusätzlich komplett in warme Skihandschuhe. Zusätzlich kann man aber auch für Wärme, gerade der Finger sorgen.

 Fingerling vs. Fäustling (danke an Jan für dieses Foto)

Im Prinzip gibt es drei verschiedene Arten von Taschenwärmern. Version 1 ist eine Einmal-Version, macht relativ lange warm aber kann man danach wegschmeissen, was sie für mich nicht gerade attraktiv macht. Wer allerdings wirklich selten bei solchen Temperaturen unterwegs ist, für den könnten sie Sinn machen, zumal man sie sogar in die Schuhe stecken kann. Version 2 sind wiederaufladbare Taschenwärmer. Sie sind mit Natriumacetat gefüllt, dass bei hohen Temperaturen (kochendes Wasser) flüssig wird und beim Knicken eines Metallplättchens seine gespeicherte Energie durch Auskristallisieren wieder abgibt. Sie sind bei niedrigen Temperaturen schnell wieder kalt (die angegeben 15min sind bei -10° obsolet), dafür sind sie sehr billig, man kann sich also problemlos 10 oder mehr in die Tasche stecken und ist für die Nacht gewappnet. Ein weiteres tolles Einsatzgebiet: Mit diesen Wärmern bekommt man auch zugetaute Okulare wieder flott! Zum ersten Mal sah ich diese Technik bei meinem Mitbeobachter Jan, eine am besten isolierte Tasche wird mit diesen Pads geheizt und die Okulare hineingelegt, am besten noch ein Päckchen Salz dazu damit die Feuchtigkeit auch wirklich von den Okularen abgezogen wird und fertig ist der Okuwärmer.

Ein wahrscheinlich überflüssiges Wort der Warnung (aber der Teufel ist bekanntlich ein Eichhörnchen...): Beim "Aufkochen" der Wärmepads ist auf ausreichend Wasser im Topf zu achten und bitte nicht unbeaufsichtigt lassen. Mir ist genau das passiert mit der tollen Show, drei solcher Teile in der Küche explodieren zu lassen, das roch nicht wirklich toll (extremer Essiggeruch und Brennen in Augen und Atemwegen) und das Acetatsalz rieselte noch gut zwei Wochen von der Küchendecke...


Version 3 ist die altmodische Variante. Habe ich mir auch mal zugelegt und für die Jackentasche finde ich es fast am ökonomischsten. Ein klassischer Taschenofen, der mit Feuerzeugbenzin betrieben wird sorgt für sehr lange Zeit für gleichbleibende Wärme. Wenn man anständig mit ihnen umgeht sind sie auch eigentlich ungefährlich, aber natürlich sollte man sich vorsehen! Zu den Okularen würde ich sie ungern packen, schon alleine wegen eventuellem Ruß oder sonstigen Benzinausdünstungen.


Fazit

Wie kann man sich noch motivieren auch mal etwas frischere Nächte anzugehen und dabei noch Spass zu haben? Zum Einen sollte man solche Nächte am besten in Gesellschaft verbringen, das gemeinsame Erlebnis unter dem klirrenden Sternenhimmel motiviert doch enorm. Dazu sollte man die warmen Getränke und auch mal etwas zum Knabbern auf keinen Fall vergessen!

Bei allem Spass sollte man aber auch ganz realistisch seine Grenzen sehen und ziehen. Wer dem Beobachten unter zugegebenen Extrembedingungen jenseits der -10° C einfach nichts abgewinnen kann, der sollte es auch nicht auf Teufel komm raus tun nur um sich zu beweisen, am Ende ist niemandem gedient wenn man dafür dann tagelang mit einer Bronchitis daniederliegt und ein Bekannter von mir hat sich im Eifer des Gefechts tatsächlich schon bei einer Beobachtung im heimischen Garten leichte Erfrierungen an den Fingern eingefangen ;) Dann lieber nur ein Stündchen, hauptsache der Winterhimmel wird mit seinen vielen Perlen und Schmuckstückchen genossen.

Zum Abschluss noch ein paar Stimmungsbildchen von wirklich kalten, wenngleich genialen Winternächten...










Mittwoch, 16. Mai 2012

Neue Wege - Taunus-Astronomie als Blog

Hallo liebe Sternfreunde und Freunde meiner Seite.

Nachdem meine Internetpräsenz nun einige Zeit nicht mehr verfügbar war, habe ich mich dazu entschlossen eine neue Art der Präsentation zu wählen. Diese Art der Veröffentlichung gibt mir und meinen Besuchern doch einige zusätzliche Freiheiten.

Beobachtungsberichte (BBs) sind leicht über das Blogarchiv nach Jahr und Monat sortiert auffindbar. Artikel, Zeichnungen ect. sind entweder über das Archiv oder wesentlich übersichtlicher zusammengefasst über die Leiste rechts erreichbar.

Der umfangreiche Umzug aller Inhalte wird sicher noch einige Tage dauern (vor allem die BBs von 2006-2009), dafür wird dann der Zugriff meines Erachtens leichter und übersichtlicher, ebenso das Aktualisieren für mich.

Ich hoffe, dass meine Besucher mir auch weiterhin die Treue halten und die Seite auch weiterhin vor allem dem Einsteiger einen schönen Einblick in unser wunderbares Hobby bieten kann.

Viele Grüße Benny

Sonntag, 13. Mai 2012

BB vom 13.05.2012

Laufenselden 13.05.2012

21:30 bis 1:20 Uhr

SQM: 21,20

Aus den mannigfaltigsten Gründen war ich in diesem schon weit fortgeschrittenen Jahr erst ein einziges Mal unter den Sternenhimmel gekommen – eigentlich unhaltbar! Aber gut, es gab schon Gründe, als mich Jan schon am Samstag zu motivieren versuchte es endlich mal wieder in Angriff zu nehmen, waren mir doch noch etwas viele Wolken unterwegs, auch wenn es wohl wie ich später sah tief in der zweiten Nachthälfte doch noch brauchbar wurde.



Sonntagnachmittag war mir aber schnell klar: Wenn du heute nicht gehst grenzt das an Blasphemie. Also ein kurzer Anruf an die andere Seite des Taunus bei Jan und dann ging es auch schon ans Packen, lange lag jetzt alles im Keller aber mit dem 8“er waren das zwei Griffe und die Fahrt konnte losgehen. Mir war ob des Himmels schon klar, dass ich in Laufi heute mit Gesellschaft rechnen konnte, am Ende waren es dann in der Tat acht Photonenjünger die sich die Nacht um die Ohren schlugen. Aufbau... gut nix verlernt, der 8er ist ja fast ein „Popup Teleskop“ aus dem Kofferraum purzeln lassen – fertig.

Kalt wars! Hier haben wir um diese Jahreszeit schon mit kurzen Hosen gestanden, das war heute mit um die 2°C nicht zu empfehlen ^^


Interessanter Ansatz zum Telradtauschutz 

Mit dem Auffinden war es dann doch nach so langer Telradabstinenz doch erstmal etwas eingerostet, im Endeffekt müsste ich mich echt mal wieder hinsetzen und die Karten nochmal überfliegen :P



Objektmässig war ich arg zurückhaltend, einige Standards zum Wiederreinfinden, wie z.B. Leotriplett, M13, M57 und Co. Venus war zu Beginn des Abends mit der stark ausgeprägten Sichel auf jeden Fall ein Hingucker in allen Geräten. Saturn war in Horias Binoansatz am 12“er ebenfalls fantastisch. In Jans Großbino war die "The Hidden Galaxy" heute gar nicht so hidden, auch wenn mich der Himmel trotz guter Werte nicht ganz so vom Hocker riss.



Highlight war (auf jeden Fall für mich) das von Rainer ausgesuchte und eingestellte Objekt. Der klingende Name lässt bereits auf einen Augenschmauss schliessen: GSOB1634+7037 in Draco

Wie immer sprechen wir hier natürlich von einem unscheinbaren Fünkchen, aber dieses hatte es in sich! Nachdem Armin eine gute Aufsuchmethode innerhalb des Gesichtsfelds gefunden hatte, war es überraschend leicht den 14,7mag „hellen“ Quasar zu sehen, auch direkt mit 12“ möglich. Die Faszination macht in diesem Fall die ENORME Rotverschiebung (z) aus, mein persönlicher Rekord, hätte nicht gedacht, dass über 10 Milliarden Lichtjahre so „einfach“ zu haben sind :) Ich bin nicht mehr so firm in der Umrechnung, Reiner sprach von ~11 Mrd, ein Umrechner gab mir bei z=1,337 ~9Mrd aus, in jedem Fall, v e r f l u c h t altes Licht!

Reiners Auffindeskills sprengten heute mal wieder alle Grenzen ,so bekam ich noch einige leider für mich erst einmal namenlose Mitglieder des Hercules Clusters (Abell 2151) zu sehen mit etwa einer halben Milliarde Lichtjahre Entfernung auch nicht mehr in der näheren Nachbarschaft Wink

Leider ging es dann für mich an den Abbau und war somit sogar der erste der heute aufbrechen musste, sehr schön hier heute wieder so viele Gleichgesinnte getroffen zu haben und wenigstens noch eine Nacht vor den „weissen Nächten“ genutzt zu haben.

"Spontanes Großtreffen im Taunus"